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Wie lassen sich Familienleben, Kunstsammlung und Ausstellungsprojekte miteinander vereinen? Wir haben Johanna und Friedrich Gräfling im unterfränkischen Wiesen besucht, wo sie einen Kunstverein betreiben und die Wochenenden mit ihren Kindern Wilhelmine und Dagobert verbringen.

Published:
18. September 2023
Words:
Katharina de Silva
Photos:
Maria Poursanidou

Rund 30 Kilometer von der unterfränkischen Kleinstadt Aschaffenburg entfernt, haben Johanna und Friedrich Gräfling in dem 1.000-Seelen-Dorf namens Wiesen ein kreatives Refugium für ihre Familie und ihre Kunst geschaffen. In den ehemaligen Stallungen eines Jagdschlosses aus dem Jahr 1597 finden sich neben zahlreichen Designklassikern der Postmoderne verschiedenste Werke zeitgenössischer Künstler*innen – von Alicja Kwade über Andreas Gursky bis Wolfgang Tillmans. Auf dem Boden, gefertigt aus einem ortstypischen roten Sandstein, lockern ein Pikler-Dreieck und einige Kuscheltiere der Kinder Wilhelmine (2,5 Jahre) und Dagobert (8 Monate) das fast museale Ambiente auf.


Ein paar Straßen weiter, in den Räumen einer ehemaligen Sparkassen-Filiale, finden heute die Ausstellungen des Kunstvereins Wiesen statt, der 2014 von Johanna und Friedrich Gräfling gegründet wurde. In den ersten Jahren seines Bestehens diente das historische Schloss noch als Ausstellungsort für Werke von Künstlern wie Douglas Gordon, Fischli & Weiss oder Ólafur Elíasson. Wegen der Feuchtigkeit in den alten Gemäuern und den laufenden Restaurierungsarbeiten zog der Verein im vergangenen Jahr in die neuen Räume um – die zwar nicht ganz so geschichtsträchtig sind, dafür aber auch im Winter bespielt werden können.

Friedrich Gräfling mit Wilhelmine und Dagobert
Familienporträt in Wiesen
Dackel Ypsilon im Egg Chair
"Für unsere Kinder ist es normal, dass überall Kunst steht, hängt, leuchtet und Geräusche macht. Sie kennen es nicht anders. Es gibt bei uns auch keine verniedlichte Deko im Kinderzimmer. Es hängt voll mit bunter Kunst, die wir auch sonst aufgehängt hätten."
- Johanna Gräfling

Doch nicht nur in Wiesen geht das Sammlerpaar seiner Leidenschaft nach: Auch an ihrem ständigen Wohnsitz in Frankfurt am Main umgeben sich Johanna und Friedrich Gräfling mit zeitgenössischer Kunst. Diese findet sowohl in ihrer Wohnung als auch im darüber liegenden Salon Kennedy ihren Platz. In diesem Ausstellungsraum finden regelmäßig die sogenannten Salonabende statt – intime Veranstaltungen, bei denen Interessierten Kunst auf einer sehr persönlichen Ebene vermittelt wird. Ein Blick auf den Instagram-Kanal und die Website des Salon Kennedy verrät, dass die Frequenz der Ausstellungen und Events zuletzt etwas nachgelassen hat. Der Grund dafür präsentiert sich auf dem Arm von Johanna Gräfling, als sie die raumhohe gläserne Flügeltür in Wiesen öffnet und uns hereinbittet. Sohn Dagobert kam im Januar 2023 zur Welt und stellt seither den Alltag der Gräflings auf den Kopf ...

Wie habt ihr euch kennengelernt und wann habt ihr angefangen, Kunst zu sammeln?

Johanna: Friedrich hat in London Architektur studiert und schon früh angefangen, Kunst zu sammeln. Ich habe in Paris Kunstgeschichte und BWL studiert und mich schon immer für die Kunst interessiert. 2010 haben wir uns durch gemeinsame Freunde kennengelernt und zusammen Klara Lidéns Serpentine-Ausstellung besucht. Das war unser erstes Date. Später haben wir angefangen, gemeinsam zu sammeln..

Wie viele Kunstwerke umfasst eure Sammlung heute? Gibt es bestimmte Schwerpunkte?

Friedrich: Es sind heute etwa 450 Werke. Einen festen Schwerpunkt gibt es nicht, aber über die Jahre hat sich ein roter Faden entwickelt. Momentan wächst und verändert sich die Sammlung entsprechend unserer Lebensumstände. Uns ist wichtig, die Künstler, die wir in aufnehmen, kontinuierlich zu verfolgen und wichtige Werke zu ergänzen.

Wie hat sich euer Alltag verändert, seitdem ihr Eltern seid?

Johanna:  Unsere Kapazitäten haben sich definitiv reduziert. Wir haben beruflich und privat immer tausend Dinge gleichzeitig zu erledigen – Ausstellungen planen, Dinner und Salonabende organisieren, Projekte für andere betreuen und so weiter. Da mussten wir feststellen, dass das mit Kindern nicht mehr so einfach funktioniert. Auch spontane Ausflüge zu Ausstellungen oder Vernissagen sind erst einmal weggefallen.

Friedrich: Der Fokus hat sich verschoben. Früher mussten wir nur uns beide abstimmen, jetzt sind die Kinder involviert und brauchen volle Aufmerksamkeit und kontinuierliche Betreuung.

All white – Dan Buck mit Baby Coco
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Das komplette Interview gibt's exklusiv auf dem SCHIRN Mag zu lesen!

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