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Cäcilia Holtgreve und Benno Sattler entwerfen für ihr Label KUMI MOOD Kunstobjekte fürs Kinderzimmer. Spielen ausdrücklich erwünscht. Wir haben das Paar in Leipzig besucht und mit ihnen über Kunst und Kindererziehung, über Selbständigkeit und Kreativität gesprochen.

Published:
10. September 2023
Words:
Katharina de Silva
Photos:
Maria Poursanidou

Nur einen Steinwurf entfernt von der “Spinnerei”, einem lebendigen Kunstareal mit zahlreichen Galerien, Ateliers und Ausstellungsräumen, liegt das ehemalige Fabrikgebäude, in dem Cäcilia Holtgreve und Benno Sattler mit ihren Söhnen Armin (3) und Wim (1) leben. Das dreigeschossige Hinterhaus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts eigentlich als Schokoladenfabrik. Doch dann wurden hier jahrzehntelang Werkzeuge hergestellt. Erst 2018, mit der Gründung von Kumi Mood, hielten hier kinderfreundliche Produkte Einzug. Kumi Mood, so heißt das Label, unter dem Holtgreve und Sattler kreatives Holzspielzeug vertreiben. Die formschönen Figuren und Schiebetiere tragen Namen wie Alma, Otto oder Norbert und werden in Deutschland aus nachhaltigem Holz hergestellt. Zum Sortiment von Kumi Mood gehören auch Decken aus Bio-Baumwolle, deren Motive von “klassischen Stillleben und botanischen Kupferstichen” inspiriert sind. Einige der Produkte werden mit Gedichten oder Kurzgeschichten geliefert, die mal humorvoll, mal nachdenklich den kreativen Kontext erweitern sollen.

Kennen und lieben lernte sich das Paar während des Bachelor-Studiums Kommunikationsdesign an der HBK Braunschweig. Holtgreve absolvierte auch ihren Master in Braunschweig, Sattler ging nach Leipzig, um dort Bildende Kunst auf Diplom zu studieren. Seit 2018 leben sie gemeinsam in der sächsischen Metropole. 2020 kam erst Sohn Armin zur Welt, zwei Jahre später folgte Wim. Als uns die beiden heute die Tür zu ihrer Wohnung im zweiten Stock öffnen, betreten wir die bunte Welt von Kumi Mood. An den Wänden hängen zahlreiche Drucke, Fotografien und Zeichnungen, die zum Teil noch aus Sattlers Studienzeit stammen. In Regalen und Vitrinen stehen die bunten Schiebetiere neben Skulpturen und Vasen in allen Formen und Farben. Nach einem kurzen Rundgang durch die 150 Quadratmeter große Wohnung nehmen wir an einem antiken Werktisch Platz, der von der Familie als Esstisch genutzt wird. “Er hat meinem Opa gehört, der freischaffender Künstler war”, erzählt Cäcilia Holtgreve. Und schon sind wir im Gespräch.

Benno Sattler
Auch hier versteckt sich Spielkunst von Kumi Mood
Cäcilia Holtgreve mit Sohn Wim
"Das Kinderzimmer sollte ein Ort der Phantasie sein, an dem die Gedanken kreisen und Elefanten auch mal lila sein dürfen.”
- Cäcilia Holtgreve

Schön hier bei euch. Auch toll zu sehen, wie sich die Holzfiguren in eure Wohnung einfügen. Ich glaube, ich muss später auch eins mitnehmen.

Cäcilia: (lacht) Klar, gerne. Unsere Produkte sind auch keinesfalls ausschließlich für Kinder gedacht. Wir haben viele erwachsene Kunden, die einfach Freude an den Farben und Formen haben.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Kumi Mood zu gründen?

Benno: Cäcilia und ich haben schon während des Studiums viele künstlerische Projekte zusammen gemacht. Privat haben wir oft in Richtung Produkt gedacht und verschiedenste Ideen aufgeschrieben. Für uns war immer klar, dass wir irgendwann etwas Eigenes aufbauen wollen. Etwas, bei dem wir unsere eigene Farb- und Formensprache ausleben können.
Cäcilia: Auf das Thema Spielzeug sind wir dann eher zufällig gekommen. Meine Schwester erwartete ein Kind und wir wollten ihr etwas Schönes zur Geburt schenken. Beim Stöbern stellten wir fest, dass es – damals jedenfalls – nicht viel gab, was uns gefiel. Also haben wir einfach selbst etwas gebaut – erst ein Mobilé aus Holz, dann Alfredo und Siggi, unsere ersten Schiebetiere. Das Ganze kam bei Familie und Freunden so gut an, dass wir beschlossen, Kumi Mood zu gründen. Wir haben gemerkt, dass das ein interessanter Bereich ist, in dem man sehr kreativ sein kann.

Ihr bezeichnet eure Produkte als Spielkunst. Wollt ihr euch damit bewusst von herkömmlichem Spielzeug oder Produktdesign für Kinder abgrenzen?

Benno: Da wir sowohl die Kunst- als auch die Designwelt und ihre Diskurse kennen, wissen wir um die Brisanz der Frage, was Kunst und was Design ist. Wir glauben, dass die Grenzen fließend sind. Eine strikte Abgrenzung ist oft kaum möglich und vielleicht auch gar nicht sinnvoll.

Cäcilia: Uns ist wichtig, dass unsere Produkte nicht nur gut aussehen, sondern auch zum Nachdenken anregen, Fragen aufwerfen und Gefühle auslösen. Unsere Formensprache ist reduziert und abstrakt, um Raum für Interpretation zu lassen. Kreativität füllt diese Freiräume. Kinder betrachten Gegenstände viel genauer und intensiver als viele Erwachsene. Im Spiel integrieren sie sie in ihre Fantasiewelt, in der sie ganz aufgehen. Ihr Denken, Handeln und Fühlen wird durch das Spiel entscheidend geprägt. Deshalb sehen wir uns in der besonderen Verantwortung, Spielzeug mit viel Liebe und Hingabe zu entwickeln. Wir glauben, dass das Kinderzimmer ein Ort der Phantasie sein sollte, an dem die Gedanken kreisen und Elefanten auch mal lila sein dürfen.

Wie beeinflussen Armin und Wim eure Kreativität und eure Arbeit?

Cäcilia: Ich finde es inspirierend, durch ihre Augen schauen zu können. Sie nehmen alles noch völlig ungefiltert wahr. Und sie sehen Dinge, die wir Erwachsenen oft gar nicht wahrnehmen. Aus gestalterischer Sicht finde ich es spannend, wie Gegenstände in Kinderhänden wirken, was Größe und Form betrifft.

Benno: Ich finde es wunderbar, Armin beim Malen und Zeichnen zu beobachten. Er ist dabei sehr frei – losgelöst von allen Konventionen und auch von Gegenständlichkeit. Es ist auch spannend zu sehen, welche Phasen er durchläuft: Früher hat er viele organische Formen gezeichnet, jetzt sind seine Bilder eher auf Geometrie und Symmetrie ausgerichtet. Vor drei Wochen hat er sich und Wim zum ersten Mal als Kopffüßer gemalt. Er war groß und Wim kleiner, stand aber auf einem Regenbogen. Er hat also schon mit 3 Jahren über Größen und Perspektiven nachgedacht, das fand ich beeindruckend.

All white – Dan Buck mit Baby Coco
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Das komplette Interview gibt's exklusiv auf dem SCHIRN Mag zu lesen!

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