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Isis Maria Niedecken ist mit ihrer Kunst auf Instagram berühmt geworden. Die Tochter des BAP-Frontmanns lebt mit ihrem Mann Hans Berger und Sohn Noah in Berlin. Wir haben die junge Familie zu Hause besucht und mit ihnen über kreative Vorbilder und die Balance zwischen Kunst und Care-Arbeit gesprochen.

Published:
07. Dezember 2023
Words:
Katharina de Silva
Photos:
Maria Poursanidou

Eine Straße in Berlin-Mitte. Die Sonne brennt senkrecht auf den Asphalt, der im grellen Licht flirrt. Wir klingeln an der Tür eines Mehrparteienhauses aus der Jahrhundertwende. Die Fassade hat offenbar erst kürzlich einen neuen Anstrich bekommen: Sie erstrahlt in hellem Beige, während am Nachbarhaus noch der Ruß vergangener Zeiten haftet. Isis Maria Niedecken, die hier mit ihrem Mann Hans Berger und Sohn Noah lebt, öffnet die Tür. Sie trägt ein weißes Shirt, ein hellblaues Herrenhemd und eine Nadelstreifenhose. „Hey, kommt rein!” sagt sie auf die gleiche zurückhaltende, beinahe schüchterne Art, die wir bislang nur von Instagram kennen. In den vergangenen anderthalb Jahren ist ihr Kanal auf über 130.000 Follower angewachsen. Eine Tatsache, die die 29-Jährige bis heute selbst kaum fassen kann. Isis Maria Niedecken hat Modedesign studiert und arbeitet als Model. Seit Corona ist sie auf Social Media vor allem als Künstlerin bekannt. Und ganz nebenbei ist sie die Tochter von Wolfgang Niedecken, Maler, Autor und Sänger der Kölner Kultband BAP. Ihre Mutter Tina ist Fotografin.

Isis führt uns durch den Flur ihrer Wohnung, den wir sogleich am knallroten Tylko-Regal und dem großformatigen gelben Bild erkennen, das sie in ihren Posts und Stories regelmäßig zeigt. Es ist ein bisschen absurd: Obwohl wir weder Isis noch ihren Mann Hans persönlich kennen, fühlt es sich an, als wären wir schon einmal hier gewesen. Während wir auf Hans warten, der den dreijährigen Noah aus der Kita abholt, nehmen wir am bunt gedeckten Familientisch Platz, auf dem ein Teller mit Gebäck und Kaffee aus einer French Press auf uns wartet. Dass in dieser Wohnung Kreative leben, sieht man in jeder Ecke: An den Wänden hängen Zeichnungen und Bilder, in den Regalen stehen bunte Comicfiguren – Charaktere, die Hans erst gezeichnet und dann mit dem 3D-Drucker zum Leben erweckt hat. Drei Tage in der Woche arbeitet der Illustrator bei Carhartt WIP, wo er Grafiken für T-Shirts entwirft oder animierte Clips für den Social-Media-Kanal zeichnet. An den anderen Tagen springt er flexibel ein und kümmert sich um den gemeinsamen Sohn, wenn Isis als Model arbeitet oder Aufträge als Künstlerin bekommt.

Kunst an den Wänden
Noah in seiner Spielküche
Figuren aus dem 3-D-Drucker
Ich glaube, dass man das beste Vorbild für sein Kind ist, wenn man ein authentisches Leben führt und das tut, was einen erfüllt.”
- Isis Maria Niedecken

„Ich habe schon immer gemalt, mich aber ehrlich gesagt nicht getraut, Kunst zu studieren”, erzählt Isis. „Mit einem Vater, der Maler ist, und einem zehn Jahre älteren Halbbruder, der Kunst studiert hat, hatte ich das Bedürfnis, meinen eigenen Weg zu gehen.” Doch Isis merkt schnell, dass Modedesign auf Dauer kein Berufsfeld für sie ist. Nach dem Studium arbeitet sie deshalb als Freelancerin in einer Kreativagentur. Im Februar 2020 wird ihr Sohn Noah geboren. Anfangs lebt die junge Familie zu dritt auf 40 Quadratmetern. Die Zeit mit dem Neugeborenen – mitten in der Pandemie, ohne Arbeit und soziale Kontakte – macht einsam. Weil ihr der kreative Output fehlt, greift Isis zum Pinsel: “Irgendwann habe ich angefangen zu malen, wenn Noah geschlafen hat. Meine Bilder habe ich dann auf Instagram geteilt”, erzählt sie. „Absurderweise habe ich heute mein eigenes Studio und verdiene mit meiner Kunst sogar Geld." Das Atelier, von dem Isis spricht, befindet sich in einer kleinen Wohnung im Hinterhaus. Die kurzen Wege ermöglichen es der jungen Mutter, ihre Kreativität flexibel auszuleben. Wann immer sie zwischendurch Zeit und Inspiration findet, zieht sie sich dorthin zurück und malt.

Die farbenfrohen Bilder von Isis Maria Niedecken sind Kompositionen aus Alltagssituationen, die sie als Schnappschüsse auf ihrem Handy sammelt und zu zweidimensionalen Stillleben verarbeitet. Gläser, Tassen, Besteck, Obst und Einrichtungsgegenstände wie Lampen oder Stühle sind dabei wiederkehrende Motive. „Ich liebe es, dieser manchmal etwas willkürlichen Ansammlung von Dingen in meinen Bildern einen neuen Kontext zu geben”, sagt sie. „Die meisten Szenen basieren auf persönlichen Erlebnissen und Erinnerungen, die ich versuche einzufangen.”

Ihren Erfolg auf Instagram erklärt Isis vor allem damit, dass sich ihre Kunst mit ihrem Geschmack und ihrem Lifestyle deckt. Und dass sie immer authentisch und ehrlich ist. In einer Zeit, in der die meisten sozialen Medien kuratiert und inszeniert waren, schwamm sie damit auf einer Gegenwelle. Das zeigt sich bis heute: „Die Fotos aus meinem Alltag mit Kind oder im Studio performen viel besser als jedes professionelle Shooting”, sagt sie. Während ihre Fans auf Instagram keinen Hehl aus ihrer Bewunderung für ihre Arbeit und ihre Person machen, hält sich der berühmte Vater mit Feedback eher zurück. „Mein Papa äußert sich nur, wenn ich ihn danach frage, das schätze ich sehr. Er weiß selbst, wie es ist, ungefragt Feedback zu bekommen. Gerade wenn man noch im Prozess ist, kann einen das schon mal aus der Bahn werfen.”

All white – Dan Buck mit Baby Coco
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All white – Dan Buck mit Baby Coco
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Das komplette Interview gibt's
ab dem 7. Dezember am Kiosk:
im Magazin The Weekender.

The Weekender
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